Küken

Der folgende Text ist meine Übersetzung des Textes, der bei der technischen Kommission der FOI eingereicht wurde zur Anerkennung der Neumutation „Perla“. 

Vorab seien mir aber jedoch einige eigene Anmerkungen erlaubt. 

Es fällt auf, dass die 2016 in Cesena gezeigten Vögel alle dominat weißgrundig waren, da dort alle im Jahre 2016 erhaltenen Nachzuchten gezeigt wurden, lässt dies nur einen logischen Schluss zu. Die Mutation Perla und dominat weiß müssen auf dem gleichen Chromosom liegen und unterlagen einer Faktorenkoppelung, welche erst durch ein Crossing-over aufgehoben wurde. 

Desweiteren zeigen die Aufzeichnungen der damaligen Verpaarungen (z.B Onyx/spalt Perla x Onyx/spalt Perla mit angeblicher Perla-Nachzucht), daß Jungtiere zwangsläufig sowohl Onyx als auch Perla gewesen sein müssen. Es stellt sich daher die berechtigte, ob die starke Variation in der Zeichnung (Typ 1 und Typ 2) nicht solche Vögel beschreibt die reinerbig sind oder aber kombiniert mit Onyx. 

Ebenso sind die Aussagen zur Kontrollverpaarung mit Magellanzeisigen in „lutino“ sehr fragwürdig. Nach derzeitigen Stand bildet „lutino“ zusammen mit Topas eine multiple Allelie, kann also zwangsläufig nicht gleichzeitig ein multiples Allel von Perla sein. 

Es handelt sich um eine relativ neue Mutation, bei einige Fragen noch nicht vollständig beantwortet sind. 

Die Farbmutation Perla

Perla

Perla von Carlos Maria Nobili aus 2016

Perla
eigener Perla-Hahn aus 2021

Perla
eigener Perla-Hahn aus 2020 mit Jungvögeln aus 2022, etwa 30 Tage alt

Man bekommt bei den Farbenkanaren die Erklärung, dass diese in der Regel nach Halbedelsteinen benannt sind. Was haben wir in der Schule gelernt? „Keine Regel ohne Ausnahmen“! 

Diesen Fall haben wir bei Satinet, laut Duden (Stoff/Gewebe mit glatter, glänzender Oberfläche), dem Mogno (übersetzt Mahagoni), dem Eumo gekennzeichnet durch das konzentrierte Eumelanin sowie dem Phaeo, benannt nach seinem rötlichen Melanin, dem Phaeomelanin. 

Herkunft 

Dazu kommt nun die 2015 zum ersten Mal bei dem in Monza beheimateten italienischen Züchter Carlo Maria Nobili aufgetauchte Farbmutation Perla, zu Deutsch „Perle“. 

Erstmals öffentlich gezeigt wurden diese Vögel 2016 anlässlich der Italienischen Meisterschaft in Cesena zu der ich von Olaf Hungenberg mitgenommen wurde. 

In einem Gespräch mit Carlos Maria Nobili stellte sich heraus, dass die ersten Vögel aus seinen weißgrundigen schwarz-onyx gefallen waren und er sich zu diesem Zeitpunkt nicht sicher war, wie Perla vererbt. Die gezeigten Vögel waren auch alle weißgrundig mit unterschiedlichen Ausprägungen des schwarzen Zeichnungsmelanins. 

2017 zeigte er im Internet auf seiner Homepage bereits den ersten Hahn in perla-schwarz-rot-mosaik. 

Erscheinungsbild 

Perla

Im Nest fällt der Perla beim Schlupf eigentlich direkt durch seine bläulichen Augen auf. Im Laufe der Nestlingsphase dunkeln diese nach und bereits nach 4 Wochen ist davon nichts mehr zu erkennen. 

Perla
Alula-Federn (Daumenfittiche) am Flügel

Mit der Intensivierung der Zucht zeigten sich schnell zwei optisch unterschiedliche Variationen des Farbschlages. 

Auf perlgrauem bis fast melaninfreiem Untergrund zeigt der Typ 1 eine intensiv mit Melanin durchzogene Maske, ähnlich der eines Mosaikhahn und wenig Zeichnung in der Fläche sowie dem Typ 2, inzwischen striatto=gestreift benannten, der diese Maskenzeichnung in geringerem Maße zeigt dafür aber eine dunklere Fläche und stärkere Eumelaninzeichnung hat. 

Beiden Typen gleich ist eine starke Melaninausprägung an der Federspitzen der Schwingen- und Schwanzfedern sowie an den Daumenfittichen(Alula). 

Wirkungsweise der Mutation und deren Genetik 

Es gab bereits Zuchtversuche mit anderen Farbmutationen beim Kanarienvögeln sowie Vergleiche mit anderen Tierarten mit einer ähnlichen Ausprägung des Phänotyp. Zu nennen sind hier Farbmäuse, Russenkaninchen und Siamkatzen, bei denen dies weitestgehend erforscht ist. Bei Säugetieren und dem Menschen ist es eine Mutation des TYR-Gens das bei Mäuse zum Beispiel bewirkt, dass sie im Mutterleib als Albinos erscheinen und nach der Geburt, mitunter sogar abhängig von der Außentemperatur, an den „kälteren“ Körperpartien nachdunkel. Auf dem selben Genort liegt auch die Mutation „Chinchilla“ deren Wirkung weniger das Eumelanin als Phaeomelanin beeinflusst, während der Perla-Faktor wohl beide Melanine beeinflusst. 

Der Perla-Faktor wirkt sich in der Hybriden-Zucht unterschiedlicher aus, als in der reinen Zucht Kanarie x Kanarie. Die Kreuzung mexikanischer Hausgimpel x Kanarie durch den Züchter Zamangi und die Kreuzung Magellanzeisig x Kanarie durch den Züchter Betarini zeigten im Phänotyp eine intermediäre kodominat Vererbung zeigt. 

Verantwortlich bei diesen ist das Enzym Tyrosinase. Dieses Enzym ist an der Melaninentwicklung beteiligt und setzt bei höheren, noch nicht definierten Temperaturen die Bildung von Melanin aus. Sprich, der Körper ist „warm“, die Melaninbildung wird reduziert und an Stellen wie Flügel- und Schwanzspitze sowie der Stirn, die schwächer durchblutet sind, werden „kühler“, die Melanine also weiter ausgebildet. Die Melaninreduzierung betrifft sowohl Eu- und Phaeomelanin. Das geschieht nur beim ersten Gefieder. Danach wachsen alle Feder, ausgenommen die Stirnbefiederung aufgehellt nach. Selbst die Daumenfittiche (Alula), beim ersten Gefieder stark melanisiert, wachsen aufgehellt nach. 

Dominanzordnung des Gens 

  1. C - nicht mutiert, vollständig Dominanz auf allen Allelen 
  2. cch - Chinchilla (grauer Hausgimpel) rezessiver Erbgang, kodominat mit den anderen Allelen 
  3. ch - Himalaja (Perla-Kanaren) rezessiver Erbgang, kodominat mit anderen Allelen 
  4. c - Albinos (spinus magellanicus lutino) rezessiver Erbgang, kodominat mit anderen Allelen 

Perla als Schauvogel 

Zu diesem Zeitpunkt (Stand Juni 2022) gibt es noch keinen endgültigen Standard, nur Entwürfe für einen künftigen Standard! Der Grund sind die laufenden Anerkennungverfahren für den Farbschlag. Die FOI (Federazinoni Ornicoltori Italiani) unterstützt dabei den Antrag bei der COM (Confederation Ornithologique Mondiale) zur Anerkennung. 

In Cesena (Italien) wurden die Perla erstmals vorgestellt und für gut befunden. Nun müssen weitere, aus dem jeweils aktuellen Zuchtjahr stammende Nachzuchten noch zweimal hintereinander vorgestellt werden um das Anerkennungverfahren abzuschließen. Erst dann entscheidet die entsprechende Sektion der COM, in diesem Fall „D“ für Farbkanaren über einen Standard, legt diesen schriftlich nieder und leitet diesen dann an die assoziierten Länder in der „Amtssprache“ der COM, also französisch weiter. Die Mitgliedsländer übersetzten diesen und müssen dann die entsprechenden Schauregularien festlegen. 

Das Komitee für die Anerkennung des Kanarienvogels Nero Perla besteht derzeit (2022) aus folgenden Mitgliedern: 

Carlo Maria Nobili, Gianmaria Bertarini, Leonardo de Marinis, Carlo Garanzini, Alex Montanaro 

Hier die Bewertungskriterien ausschließlich des Schwarzvogel! 

„Excellent - Ausgezeichnet“ (29 Punkte), 

  • Stirn stark melanisiert, Federenden des Großgefieder großflächig dunkelgrau gezeichnet 
  • primäre Handschwingen und Alula dunkelgrau gezeichnet. 
  • drastische Reduzierung der Melanine im Rest der Fläche unter Beibehaltung einer gestreiften Zeichnung in perlgrau, hervorragender Ausdruck des gesamten perlgrauen Farbtons 
  • Spuren von kaum wahrnehmbarem Phaeomelanin werden toleriert 
  • Schnabel, Ständer und Krallen mit deutlichem Schwarzanteil, wenn auch etwas weniger als beim klassischen Typ 

„Bon - Gut“ (28-27 Punkte, 

  • - Bereiche der Melaninsierung deutlich erkennbar, aber in einem schlechteren Farbton und nicht so stark ausgeprägt wie der optimale Farbton und / oder mit einigen mutierten Federn mit geringerer Melanin in den Federspitzen - Allgemeiner Farbton in Perlgrau, der leicht unter oder über dem ausgezeichneten Farbton liegt. - Leichte Spuren von Phaeomelanin. - Schnabel und Ständer mit reduziertem Schwarz. 

„Suffisant - Ausreichend“ (26-24 Punkte) 

  • Bereiche der Melaninsierung die undeutlich oder mit Schattierungen ist, aber so das der Perlaeffekt sichtbar ist 
  • Großgefieder mit geringer Melanisierung 
  • Reduzierung von Melaninen in der Fläche mit einem deutlich erkennbaren Eumelaninzeichnung 
  • Deutliches Vorhandensein von Phaeomelanin - Schnabel und Ständer fast fleischfarbig, aber mit dunklen Krallen 

„Insuffisant - Ungenügend“ (23-18 Punkte) 

  • keine Melanin in den typischen Bereichen 
  • Stirn nicht melanisiert 
  • übermäßige Reduzierung der Melanine der Fläche, so dass der perlgraue Ton nicht mehr wahrnehmbar ist, oder übermäßige Melanisierung, die den Kontrast zu den typischen Bereichen erheblich verringert 
  • übermäßiges Vorhandensein von Phaeomelanin. 
  • unzureichende Melanisierung von Schnabel, Ständern und Krallen 

Bewertungshilfen beim Schauvogel 

Was das Erscheinungsbild des Großgefieders (Armschwingen und Schwanzfedern) betrifft, dessen Spitzen weitgehend sehr dunkelgrau gezeichnet sein müssen, so müssen die Auswirkungen des Fehlens dieses besonderen Merkmals auf die Gesamtbewertung des Typs in jedem Einzelfall beurteilt werden. 

Da es sich um eine neue Mutation handelt, ist sie für eine Selektion der typischen Merkmale anfällig. Die entscheidenden Merkmale sind unterschiedlich ausgeprägt, auch in Bezug auf die Ausfärbung der Federspitzen des Großgefieders, die mal mehr und mal weniger vorhanden sind. Daher ist zu berücksichtigen, dass diese Merkmale in den Spitzen des Großgefieders geringer ausgeprägt sind, wie es zum Beispiel auch bei den Phaeokanarien der Fall ist. 

Folglich muss bei der Beurteilung der Kategorie "Melanin/Typ", bei dem Sie es mit Vögeln zu tun haben, die dort sehr hell sind oder dort fast keine Melanin haben, oder im Gegenteil dort ausgeprägter bis fast komplett dunkel sind, sowohl die Relevanz des Fehlers als auch die Ausprägung der anderen Merkmale der Mutation berücksichtigt werden, ohne dass dies automatisch zu einem Ausschluss zu führt. Die meisten dieser Tiere haben dann kaum oder nur sehr wenige von der typischen Zeichnung. 

So kann beispielsweise ein Vogel, der diesen Fehler nur in begrenztem Maße aufweist und ohne Fehler "ausgezeichnet" wäre, als "gut" bewertet werden. In Bezug auf die Melanisierung der typischen Bereiche könnte die Selektion zu einer höheren Eumelanindichte im Vergleich zu dem heute erreichten optimalen Niveau führen. Die Ausfärbung des Eumelanin, die zum Schwarz tendiert, sollte als Vorteil angesehen werden, vorausgesetzt dass die anderen Eigenschaften des Standards erhalten bleiben. Dasselbe Kriterium gilt für die Melanisierung von Schnabel, Ständer und Krallen.  

Vererbungsdiagramme

 

Vererbungsdiagramme

Antrag an die COM für die Mutation Perla (in den Sprachen fr/it/es/gb)